25.07.2022

Metropolregion Nürnberg: Perspektiven für Automobil-Zulieferer durch ein starkes Transformations-Netzwerk


Rund 100.000 Beschäftigte in der Metropolregion Nürnberg arbeiten bei Zulieferunternehmen der Fahrzeugindustrie. Viele der Jobs sind vom Verbrennungsmotor abhängig und durch die Transformation der Branche gefährdet. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Großprojekt transform_EMN mit einem Volumen von 6,6 Millionen Euro unterstützt Unternehmen unter anderem bei der Entwicklung neuer Geschäftsideen und beim Technologietransfer. Es zielt auf die Beschäftigungssicherung in der Region. Das Projekt verantwortet die Geschäftsstelle der Metropolregion Nürnberg zusammen mit der IHK Nürnberg für Mittelfranken, dem Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik (FAPS) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie IISB und dem gewerkschaftsnahen IMU-Institut GmbH. Die fachliche Leitung übernimmt die Wirtschaftsförderung Nürnberg.

Weltweit macht die Automobilindustrie einen Wandel durch. Auch die Metropolregion Nürnberg ist von Werksschließungen, Insolvenzen und Umstrukturierungen betroffen. „Die Automobilwirtschaft ist eine metropolitane Schlüsselindustrie, die neben einigen Großbetrieben durch rund 500 kleine und mittlere Zulieferbetriebe charakterisiert ist. Mit dem Projekt transform_EMN wollen wir den Wandel gemeinsam so gestalten, dass Wohlstand und Beschäftigung in der Metropolregion gesichert werden“, sagt der Wirtschaftsvorsitzende der Metropolregion Prof. Klaus Wübbenhorst.


Auch bereits laufende Aktivitäten wie der Cleantech+Innovation Park auf dem ehemaligen Michelin-Gelände in Hallstadt werden einbezogen. „Mehr als jeweils 10 Prozent der Beschäftigten arbeiten in den Landkreisen Erlangen-Höchstadt, Haßberge, Coburg und Ansbach sowie der Region Bamberg in der Branche. Wir brauchen fächer- und unternehmensübergreifende Aktivitäten und Orte der Innovation. Dazu wollen wir mit dem Großprojekt transform_EMN maßgeblich beitragen“, sagt Johann Kalb, Ratsvorsitzender der Metropolregion Nürnberg und Landrat des Landkreises Bamberg.


Dr. Michael Fraas Geschäftsführer des Forums Wirtschaft und Infrastruktur der Metropolregion Nürnberg und Wirtschafts- und Wissenschaftsreferent der Stadt Nürnberg, sagt: „Die Unternehmen im Bereich des Fahrzeugbaus und der Zulieferindustrie sind stark herausgefordert. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind Treiber für eine umfassende Transformation der Branche. Hinzu kommen die akuten Probleme mit steigenden Energiekosten, fragilen Lieferketten und Fachkräftemangel. Mit dem Projekt transform_EMN geben wir gezielt Innovationsimpulse für kleine und mittlere Unternehmen. Wir wollen technologisch weiterhin an der Spitze bleiben, um Wertschöpfung und Beschäftigung in einer der Leitbranchen der Metropolregion zu sichern. Das Projekt transform_EMN gibt uns nun die Möglichkeit, ein großes Transformationsnetzwerk für die Metropolregion zu weben.“


Im Rahmen von transform_EMN wird ein Transformationsnetzwerk für die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) der Automotive-Branche in der Metropolregion Nürnberg aufgebaut. Die Unternehmen werden durch neue Angebote zur Vernetzung, zum Wissens- und Technologietransfer, zur Qualifizierung und zur Bestimmung des eigenen Transformations-Reifegrads unterstützt. Die Projektbeteiligten erarbeiten zusammen mit den Unternehmen ein Zielbild für die Fahrzeugzulieferindustrie in der Region. Belegschaften werden auf die Transformation der Automotive-Branche vorbereitet und motiviert diese mitzugestalten.


Das Projekt fokussiert sich auf drei Zukunftsthemen: Fahrzeugelektrifizierung, transformationsgerechte Produktion sowie Zulieferer-Diversifikation. Um die Bevölkerung für den Transformationsbedarf der Automobilindustrie zu sensibilisieren, wird eine Informationskampagne zu Beispielen einer gelungenen Transformation aufgesetzt, weiter sind Ausstellungen und interaktive Formate an verschiedenen Transformationsorten in Kooperation mit dem Zukunftsmuseum Nürnberg geplant. Jährliche Metropolkonferenzen sollen die relevanten Akteure der Transformation aus Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung über die regionalen Herausforderungen informieren sowie den Austausch fördern.

An dem Projekt beteiligt sind die Geschäftsstelle der Europäischen Metropolregion Nürnberg und das Forum Wirtschaft und Infrastruktur der Metropolregion Nürnberg (vertreten durch die Wirtschaftsförderung Nürnberg), die IHK Nürnberg für Mittelfranken, das Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie IISB, der Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und die IMUInstitut GmbH. Weitere Netzwerkpartner und überregionale Akteure werden künftig mit eingebunden (Universitäten, Hochschulen, Verbände, Gewerkschaften, Bildungsträger usw.). Das Projekt startete am 1. Juli 2022 und läuft bis zum 30. Juni 2025. Es hat ein finanzielles Gesamtvolumen in Höhe von 6,6 Millionen Euro, davon 6,5 Millionen Euro gefördert aus dem Förderprogramm Regionale Transformationsnetzwerke der Fahrzeug- und Zulieferindustrie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) – Regionale Transformationsnetzwerke.

Die IHK Nürnberg für Mittelfranken verantwortet im Verbundprojekt transform_EMN die Entwicklung der regionalen Transformationsstrategie sowie die breite Einbindung der kleinen und mittleren Unternehmen in den Transformationsprozess. Als zentraler Akteur für die Weiterentwicklung des Leitbildes für Nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung (WaBe) der Metropolregion Nürnberg wird die IHK in Kooperation mit allen wichtigen regionalen Akteuren ein Zielbild sowie einen regionalen Maßnahmenplan entwickeln. „Wir müssen unsere Unternehmen sowie unseren Standort fit machen für die digitale und nachhaltige Transformation im Bereich der Automobilindustrie. Ziel muss es sein, dass zukunftsträchtige Arbeitsplätze hier in der Region geschaffen werden“, sagt Markus Lötzsch, Hauptgeschäftsführer der IHK Nürnberg für Mittelfranken.

Das Fraunhofer IISB wird die Innovationsplattform ‚Fahrzeugelektrifizierung - Next Generation Electric Vehicle Technologies‘ aufbauen und in diesem Rahmen strategische Innovations-Arbeitskreise zu fünf zentralen Fokusthemen im Bereich der Fahrzeugelektrifizierung etablieren und koordinieren. Zudem entwickelt das Institut gemeinsam mit seinen Partnern Qualifizierungsangebote für Unternehmen in den Arbeitskreisthemen zur Fahrzeugelektrifizierung sowie zur Wasserstofftechnik. „Elektrische Antriebe, Leistungselektronik, Speicher und Ladeinfrastruktur sind zentrale Enabler für die Mobilität der Zukunft und damit ein Schlüssel für die globale Wettbewerbsfähigkeit unserer heimischen Zulieferindustrie. Mit der Innovationsplattform Fahrzeugelektrifizierung in transform_EMN wollen wir insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen einen einfachen und direkten Zugang zu neuesten Technologien und Forschungsergebnissen vermitteln und gemeinsam Maßnahmen und Projekte generieren, die den Transfer von Know-how in marktfähige Produkte beschleunigen“, sagt Prof. Martin März, stellv. Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie IISB.

Der Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik (FAPS) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg übernimmt den Aufbau und Betrieb der Innovationsplattform „Transformationsgerechte Produktion - Sustainable and Digital Manufacturing“. Teilnehmende KMU der Automotive- und Zulieferindustrie erhalten hierbei die Möglichkeit, Technologien für eine digitale, energieeffiziente und klimaschonende Produktion zu testen, diese gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der beteiligten Forschungseinrichtung weiterzuentwickeln sowie gewonnene Produktionsfähigkeiten zu demonstrieren. Aus diesen Erfahrungen heraus entwickelt und verbreitet der Lehrstuhl vielfältige Qualifizierungsangebote und Beratungsmaßnahmen.

„Die Bewältigung der aktuellen globalen Unsicherheiten erfordert einen noch stärkeren Fokus auf die Effizienzsteigerungen der heimischen Produktion durch Digitalisierung und Nachhaltigkeit. transform_EMN leistet somit einen bedeutenden Beitrag für die Zukunftsfähigkeit der Metropolregion Nürnberg. Ich freue mich, die in zahlreichen Forschungsprojekten und Industriekooperationen fundierten Kenntnisse des Lehrstuhls in die industrielle Breite tragen zu können, weitere regionale Netzwerke zu knüpfen und bestehende Kooperationen zu vertiefen“, sagt Prof. Jörg Franke, Leiter des Lehrstuhls für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik.

Zur Transformation tragen auch die Beschäftigten in der Automobilindustrie bei, die sich auf neue Aufgaben und Tätigkeiten einstellen und ihre Kompetenzen neu aufstellen müssen. Das regionale Empowerment ergänzt in diesem Projektantrag die Perspektive der Beschäftigten, die die Transformation unterstützen und beschleunigen werden. Diese Beteiligung bringt die IMU Institut GmbH ein, die sich schon in zahlreichen Projekten mit regionalen Beschäftigungs- und Standortperspektiven der Automobilindustrie befasst hat. „In innovativen Unternehmen tragen alle zum Erfolg bei, das zeigt sich immer wieder. Deshalb gehen wir auch das Projekt transform_EMN in einem breiten Schulterschluss an!“, sagt Sylvia Stieler, Projektleiterin bei der IMU-Institut GmbH.

Der Medical Valley EMN e.V., nationales Spitzencluster für Medizintechnik sowie Digital Health Hub der Hub-Initiative des BMWK, unterstützt die Realisierung der Innovationsplattform Automotive Health. In diesem Rahmen übernimmt Medical Valley EMN die Planung und Umsetzung verschiedener Netzwerk- und Fachveranstaltungen, die sowohl einen effektiven Know-how-Transfer wie auch die Entwicklung nachhaltiger Innovationsstrukturen ermöglichen sollen. „Wir sehen dieses Projekt als Chance, durch erfolgreiche Kooperationen bislang ungenutztes Potenzial sichtbar zu machen und zu heben. Durch interdisziplinäre Einbindung aller relevanten Stakeholder können
dabei maximale Synergieeffekte erzielt und dringend notwendige Transformationsprozesse in Gang gesetzt werden“, sagt Anna Werner, CEO Medical Valley EMN e.V.

Stimmen zum Projekt transform_EMN:

„Mit der Förderzusage durch den Bund übernehmen die Partner große Verantwortung. Wir haben uns viel vorgenommen. Ein Zukunftsbild zeichnen, umfassende Angebote in Vernetzung, Technologietransfer und Qualifizierung erarbeiten, die die betroffenen Unternehmen der Zulieferindustrie in der gesamten Metropolregion Nürnberg erreichen. Hieran wollen wir uns messen lassen. Wir haben drei Jahre Zeit dafür. Es wird sportlich.“
Peter Haas, kommissarischer Projektkoordinator transform_EMN und Leiter der Stabsstelle Strategien und Konzepte bei der Wirtschaftsförderung Nürnberg

„Die Herausforderungen für die Automobilindustrie und insbesondere für die Zulieferer in unserer Region sind immens und erfordern eine gemeinsame Anstrengung von Unternehmensleitungen und Beschäftigten. Wir brauchen mit dem Technologiewandel auch eine Beschäftigungs-Transformation. Das Transformationsnetzwerk verbindet Technologietransfer, Qualifizierung und Beschäftigungssicherung. Für diesen umfassenden Ansatz haben sich die IG Metall Nürnberg und der DGB Mittelfranken eingesetzt. Jetzt freuen wir uns, dass wir den Start in den Betrieben unterstützen können.“
Stephan Doll Regionalgeschäftsführer Deutscher Gewerkschaftsbund und fachlicher Sprecher des Forums Wirtschaft und Infrastruktur der Metropolregion Nürnberg

“Das Projekt transform_EMN leistet einen wichtigen Beitrag für die Automobilzulieferer in der gesamten Metropolregion und bereitet Wege für die vom Wandel betroffene Branche hin in neue Branchen. Damit werden Arbeitsplätze und Wohlstand in der gesamten Metropolregion gesichert. Wir werden unsererseits dazu beitragen, möglichst viele Unternehmen abseits des Ballungsraums Nürnberg, auch in Ansbach, in dem Prozess mitzunehmen.“
Thomas Deffner, Oberbürgermeister der Stadt Ansbach und politischer Sprecher des Forums Wirtschaft und Infrastruktur der Metropolregion Nürnberg

„Die Automobilindustrie ist für den Coburger Standort eine der tragenden Säulen wirtschaftlicher Prosperität. Um auch künftig Wohlstand und Beschäftigung zu sichern und diese herausragend wichtige Branche zukunftsfähig auszurichten, ist es notwendig, unsere mittelständisch geprägten Unternehmen bei dem tief greifenden Wandel nach Kräften zu unterstützen. Als Interessenvertreter der gewerblichen Coburger Wirtschaft begrüßen wir deshalb den Aufbau eines Transformationsnetzwerks im Rahmen von transform_EMN, um den Wandel gemeinsam zu gestalten.“
Dr. Andreas Engel, Präsident der IHK zu Coburg

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